Was heißt systemische Beratung?
Eigene Ressourcen erkennen

Bei der systemischen Beratung stehen die Anliegen und Wünsche der Ratsuchenden immer im Vordergrund. Dabei ist nie das Problem im Fokus der Betrachtung, sondern immer die Lösung. In einem geschützten Rahmen – dem Beratungssetting – haben die Ratsuchenden die Möglichkeit oft verdeckte Wirkfaktoren des Systems zu erkennen. Durch das Nutzen der vorhandenen eigenen Ressourcen, können so gewohnte Handlungsmuster und Dynamiken durchbrochen werden. So wird eine positive Veränderung hervorgerufen.

Die systemische (Familien-)Therapie hat eigene klinische Theorien und Methologien, um psychische Störungen zu erklären und zu behandeln. Psychische Krankheiten sind demzufolge Störungen der Passung von System und Umwelt. In diesem Gefüge werden individuelle Symptome als Ergebnis von krankheitserzeugenden Beziehungsmustern im Kontext der wichtigen Bezugspersonen betrachtet.

Die systemische Perspektive stellt dabei die dynamische Wechselwirkung zwischen den biologischen und psychischen Eigenschaften einerseits und den sozialen Bedingungen des Lebens andererseits in den Fokus der Betrachtung. Dardurch kann jeder Einzelne und sein Anliegen besser verstanden werden.

Systemische Sichtweise

Bei der systemischen Sichtweise wird davon ausgegangen, dass der Mensch immer zugleich als biologisches und soziales Wesen zu betrachten ist.  Die soziale Vernetztheit des Menschen – insbesondere die besondere Bedeutung der Herkunftsfamilie mit ihren ganz eigenen Regeln, Rollen, Sprach- und Interaktionsmustern – steht im Fokus der Betrachtung. Wie verhalte ich mich in meiner eigenen Familie, wie im Freundeskreis und wie im Arbeitsumfeld? Hier gibt es oft große Unterschiede und spannende Wechselwirkungen können im Beratungsprozess näher beleuchtet werden.

Im Beratungsprozess werden deshalb nach Möglichkeit die im System wichtigen Personen einbezogen. Aber auch für die systemische Einzel- und Paarberatung gibt es geeignete Methoden, um lösungsorientiert zu arbeiten.

Im Beratungskontext ist die Kooperation und Beziehung zwischen Berater und Hilfesuchendem sowie der öffende Dialog zentrale Grundlage und Arbeitsmittel. Der Berater nimmt dabei eine respektvolle, unvoreingenommene, interessierte und werschätzende Haltung gegenüber dem Klienten ein.

Die systemische Beratung stellt eine Form ‚Kurzzeittherapie‘ dar, bei der in der Regel vier bis zehn Sitzungen ausreichen, um eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität zu erreichen. Dabei findet die eigentliche Veränderung außerhalb des Beratungssettings statt. In der Zeit mit dem jeweiligen sozialen Umwelt (Familie, Partner, Kollegen, Freunde, …) können die erlernten positiven und lösungsorientierten Impluse ausprobiert und umgesetzt werden. Belastende Situationen und angelernte Handlungsweisen werden durch Impulse des Einzelnen verändert und positiv umgewandelt.

Klient als „Experte in eigener Sache“

Wichtig zu wissen ist, dass im Rahmen der systemischen Beratung keine konkreten Ratschläge, Vorschläge oder Tipps von Seiten des Beraters gegeben werden. Die Klienten wird durch geeignete Methoden und eine lösungsorientierte Gesprächsführung angeregt für sich selbst passende und zufriedenstellende Lösungen zu finden. Dabei geht der systemisch denkende Berater von der Selbständigkeit der Klienten aus und betrachtet ihn als „Experten in eigener Sache“.

Bei lang andauernden Beschwerden und Problemen kann auch eine Therapie notwendig sein. Beratung kann hier keine Psychotherapie ersetzen.