Bei der systemischen Beratung stehen die Anliegen und Wünsche des Klienten immer im Vordergrund. Dabei ist nie das Problem im Fokus der Betrachtung, sondern immer die Lösung. In einem geschützten Rahmen – dem Beratungssetting – hat der Klient die Möglichkeit oft verdeckte Wirkfaktoren des Systems zu erkennen, um dann seine vorhandenen eigenen Ressourcen zu nutzen, um die gewohnten Handlungsmuster und Dynamiken zu durchbrechen und eine positive Veränderung hervorzurufen.
Die systemische (Familien-)Therapie hat eigene klinische Theorien und Methologien, um psychische Störungen zu erklären und zu behandeln. Psychische Krankheiten sind demzufolge Störungen der Passung von System und Umwelt. In diesem Gefüge werden individuelle Syptome als Ergebnis von krankheitserzeugenden Beziehungsmustern im Kontext der wichtigen Bezugspersonen, die aufrechterhalten werden, betrachtet.
Die systemische Perspektive stellt dabei die dynamische Wechselwirkung zwischen den biologischen und psychischen Eigenschaften einerseits und den sozialen Bedingungen des Lebens andererseits in den Fokus der Betrachtung, um so jeden Einzelnen und sein Anliegen verstehen zu können. Bei der systemischen Sichtweise wird davon ausgegangen, dass der Mensch immer zugleich als biologisches und soziales Wesen zu betrachten ist. Die soziale Vernetztheit des Menschen – insbesondere die besondere Bedeutung der Herkunftsfamilie mit ihren ganz eigenen Regeln, Rollen, Sprach- und Interaktionsmustern – steht im Fokus der Betrachtung.
Im Beratungsprozess werden deshalb nach Möglichkeit die im System wichtigen Personen einbezogen. Aber auch für die systemische Einzel- und Paarberatung gibt es geeignete Methoden, um lösungsorientiert zu arbeiten.
Im Beratungskontext ist die Kooperation und Beziehung zwischen Berater und Hilfesuchendem sowie der öffende Dialog zentrale Grundlage und Arbeitsmittel. Der Berater nimmt dabei eine respektvolle, unvoreingenommene, interessierte und werschätzende Haltung gegenüber dem Klienten ein.
Die systemische Beratung stellt eine Form ‚Kurzzeittherapie‘ dar, bei der in der Regel vier bis zehn Sitzungen ausreichen, um eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität zu erreichen. Dabei findet die eigentliche Veränderung außerhalb des Beratungssettings statt – da in der Zeit mit dem jeweiligen sozialen Umwelt (Familie, Partner, Kollegen, Freunde, …) die erlernten positiven und lösungsorientierten Impluse ausprobiert und umgesetzt werden können. Belastende Situationen und angelernte Handlungsweisen werden durch Impulse des Einzelnen verändert und positiv umgewandelt.
Wichtig zu wissen ist, dass im Rahmen der systemischen Beratung keine konkreten Ratschläge, Vorschläge oder Tipps von Seiten des Beraters gegeben werden. Der Klient wird durch geeignete Methoden und eine lösungsorientierte Gesprächsführung angeregt für sich selbst passende und zufriedenstellende Lösungen zu finden. Dabei geht der systemisch denkende Berater von der Selbständigkeit des Klienten aus und betrachtet ihn als „Experten in eigener Sache“.
Bei lang andauernden Beschwerden und Problemen kann auch eine Therapie notwendig sein. Beratung kann hier keine Psychotherapie ersetzen.